Der Südwesten der USA
So ein Fototrip, pur zum Zweck der reinen Fotografie und nichts anderem, das wäre doch eine große Nummer. Das ganze in ein Land, dessen gewaltige Naturwunder einen in den Bann ziehen, fesseln und mit offenem Mund vor Ort staunen lassen, Raik was willst Du mehr. Fotografieren, wann ich will, wo ich will, was ich will, egal, wann ich ins Hotel zurück komme. Träume realisieren zu können und zu dürfen ist ein Privileg und keine Selbstverständlichkeit.
Es sollte eine Fotoreise für das Leben werden. Erlebnisse, an die ich noch in
Jahren zurück denke und die Geschichten am Lagerfeuer erzählen werde.
Die USA, was soll ich sagen, hatte ich bis dato verschmäht. Zu oft hatte ich Fotos von den ganz großen Locations gesehen und mich in gewisser Weise auch satt daran gesehen. Ich stellte mir die Frage, soll ich nun das 4 Millionste Bild vom Antelope Canyon machen? Soll ich mich neben die Horde iPad fotografierender Instantreisegruppen stellen? Ich spürte kein Verlangen, all diese Klischees zu bedienen.
Vor einigen Monaten war ich mit meinem Freund Serdar gemütlich in der Runde gesessen und dabei wurde mir der Floh mit so einem USA Trip in´s Ohr gesetzt. Daraufhin befasste ich mich mit dem Südwesten der USA genauer. Ich ergoogelte mir Fotos der großen Spots da drüben wie Antelope, Valley, Bryce Canyon etc. und je mehr ich mich damit beschäftigte, desto mehr reifte der Gedanke in mir, meine Vorurteile über Bord zu werfen und die Neugier auf ein Land der Navajo und Wüsten stieg ins Unermessliche.
Ich verbrachte unendlich viele Stunden mit dem virtuellen Locationscouting, dem Erstellen von Routen und Spotlisten. Doch alleine wollte ich das nicht machen. Ich brauche für so schöne Sachen einen Seelenverwanten, mit dem ich alle Erlebnisse teilen kann, Unfug anstellen kann und gemeinsam über das Licht und die Welt allgemein philosophieren kann. Alleine hätte ich keinen Spaß an der Sache. Für so einen Trip viel mir Spontan mein Fotobuddy Michael Lauer ein, mit dem ich im Pfälzerwald schon so manche Fototour gemacht habe. Du brauchst jemanden, der gleich tickt, sonst läuft das nicht!
Die Flüge waren schnell gebucht, der Mietwagen ebenfalls.
So, und nun heißt es warten, zähe Wochen des sich gegenseitigen Anfixens von Fotoideen und Tipps, was noch alles in den Koffer muss und wie man es wohl schafft, das erlaubte Freigepäck nicht um 7 Kilo zu überschreiten.
Abflug!
Death Valley
Uhhh, das Tal des Todes, wir erreichen es im Morgengauen. Der erste Spot ist Zabriskie Point. Im fahl blauen Morgenlicht laufen wir euphorisch den Hügel hinauf zu dem Übersichtspunkt, an dem schon ein paar Fotografenkollegen warten.
Zabriskie Point
Wie Bisquit und alte rissige Vanilliecreme liegen die Wellen aus gepresstem Kalkstein einige Meter unter uns. Sanfte Schatten und kühle Farben ziehen mich in den Bann, die grau braunen Felsen im Hintergrund, als Topping des Sandkuchens, erscheinen total unwirklich.
Wir bleiben hier, bis die Sonne aufgeht, die nach zähen Minuten das graue Wolkenband überwindet und den Zabriskie Point plötzlich in warmes Licht taucht. Konturen und Formen erscheinen, Schatten zeichnen sich ab und es rutscht im Eiltempo ein Foto nach dem anderen auf die Speicherkarte. Berg hoch, Berg runter, an den sich angesammelten Fotografen vorbei, immer ein Auge darauf, keinem im Bild zu stehen und keinen Anderen im eigenen Frame zu haben.
Der leere Magen und die harten Kontraste schreien nach Frühstück.
Ich bin verwundert, dass mein Hirn ohne Koffeein bis hier hin funktioniert hat.
Ein typisch Amerikan Breakfast bauten wir uns im Furnace Creek Frontier Cafe
ein. Im Anschluß folgte das Locationscouting von Badwater und der Check In im Motel in Beatty.
Badwater
Sunset in Badwater, dem tiefsten Punkt der USA mit runden 80 Meter unter dem Meeresspiegel, Regenwasser in den Becken mit pinkfarbenen Wolken, so habe ich es mir vorgestellt.
Gescoutet hatten wir die Region von der Westside Road aus, das hat aber nicht viel nützliches ergeben. So sind wir also die Hauptstraße entlang hinunter zum Parkplatz gefahren.
Aus dem Plan mit buntem Himmel wurde Wirklichkeit. Ein runde halbe Stunde brauchten wir von dem Parkplatz zu den ersten vernünftig aussehenden Salzkrusten. Badwater war trocken, der Himmel, naja, sagen wir er war wenigstens etwas bewölkt; leider farblos. Egal, wir machen das Beste draus. Innehalten, realisieren, aufsaugen, abspeichern, registrieren, dass ich hier bin, herrlich!
Der Wind pfiff aus Süden als wolle er uns aus dieser menschenfeindlichen Gegend wegblasen. Geht weg, ihr blöden Fotografen! Das Stativ aufgebaut so flach wie es eben geht, mit der Jacke versuchte ich der Kamera Windschatten zu bieten. Die Kunst bestand nicht darin, ein gutes Foto zu bekommen, sondern es so hinzubekommen, das die Jacke nicht im Bild ist und ich im Wind stehe ohne über das Stativ zu fliegen.
Die Salzkrusten am Boden verlocken, sie wollten mich dazu verführen, einfach mal daran zu probieren, wie das schmeckt. Ich bin der Typ, der alles anfingern muss, an Sträuchern reiben um zu riechen, wie das duftet. Doch mein Interesse an der Natur hier im Südwesten und dessen Entstehung lies mich im Vorfeld viel lesen, auch über die Zusammensetzung der Salze der Wüste, von denen man bis heute nicht alle Salze kennt. Also die Finger wieder schön zurück in die Handschuhe.
Währen die Sonne sich farblos in Richtung Pazifik verzog, suchte ich immer wieder neue Linien. Nach einiger Zeit leuchtete der Mond von Osten durch die Wolkenlücken und die Salzwüste sah fantastisch aus in diesem blauen Licht. Kopf in den Nacken, tief einatmen und genießen. Ein paar Sterne funkelten durch die Schleierwolken und besser wurde es nicht mehr, Abflug ins Bett. Schließlich sind wir seit 04:00 Uhr schon unterwegs und der Tag davor war 24 Stunden lang ohne nennenswerten Schlaf.
Mesquite Sand Dunes
In einem Fotografenführer für das Death Valley sah ich Fotos von den Dunes und Sandplatten in der Dämmerung, das hatte mich angesteckt.
Wir kamen in den Dunes auch ausreichend früh an. Also, 15 Kilo Rucksack auf den Rücken, Stativ nochmal dazu, Stirnlampe auf und ab in das Abenteuer.
Ich brauche einen Spot OHNE Fußspuren, jungfräulichen weichen Sand.
So latschte ich über Hügel und Hügel, immer weiter hinein, doch alles war voller Fußpuren. Ich suchte eine Stelle mit den Sandplatten und wartete geduldig, bis der sich schon andeutende Farbenrausch im Morgenhimmel einsetzte. Poster Nummer eins im Sack, yes!
Jetzt brauche ich tief stehende Sonne für Konturen und Kontraste damit die Linien in den Dünen rauskommen. Nach weitern 20 Minuten bergauf und bergab gab ich es auf, eine Düne ohne Fußspuren zu finden. Mir ist klar, dass nun auch meine Fußspuren im Sand sind. Ich habe mir dabei aber Mühe gegeben, die Dünen nicht zu kreuzen um diese damit fotografisch unbrauchbar zu machen.
Die Sonne kommt hinter dem Wolkenband hervor und zaubert nun sanft die Konturen in den Sand. Oft ist es so, Du hast ein Motiv vor dem geistigen Auge und versuchst es zu bekommen. Dann kommt das Licht anders und Du musst umdenken, improvisieren, den hartnäckigen Gedanken vom Traumshot aus den Synapsen kicken, weg da!
Egal, ist das Foto kein 1A leckerschmeckerzungenschnalz, die Atmosphäre der Erhabenheit der Landschaft, das Gefühl, ja ich stehe hier oben, ich habe es geschafft, der Traum ist wahr, kneif mich mal, macht alles andere wett.
Es ist ein Geschenk, es ist Magie, das Erleben zu dürfen, sich das finanziell leisten zu können und auch die Freiheit und das Vertrauen dafür vom Partner zu bekommen schreit einfach nach tausend Dank! Ohne den Support unserer Frauen und Männer wären wir nichts, das muss einfach gesagt werden!
Die Story geht bald weiter…
Andrea Januar 23, 2017 - 8:23pm
Auf das Death Valley muss man sich einlassen und wenn man das tut, dann lässt es einen nicht mehr los. Es hinterlässt ein unbeschreibliches Gefühl, eine irrsinnige Stimmung. Offensichtlich ist es dir genauso ergangen. Ich freue mich auf mehr von diesem Urlaub