Zion National Park
Kanab war unsere Basis um den Zion Nationalpark zu erkunden.
Gleich gegen Mittag sind wir aufgebrochen, um einen kurzen Abstecher an die Pink Coral Dunes zu machen, einfach um zu sehen, wie es dort aussieht.
Und Bingo, direkt am Anfang auf den Höhen lag Schnee, ohhhh Schnee und Dünen, awesome. Leider war dieser Abschnitt mit Fahrzeugspuren malträtiert. Doch dort wo die Dünen dann besonders gut aussehen, war leider nichts mehr mit Schnee. Apropos Fahrzeugspuren, darüber haben wir uns im Death Valley bereits aufgeregt. Um Badwater herum und auch in den Mesquite Dunes muss es als chic gelten, mit dem Jeep Vollhonkspuren in die Wüste zu ritzen. Es ist wirklich unglaublich, wie ignorant die Verletzlichkeit der Natur missachtet wird. Es kann Jahrzehnte dauern, bis diese Spuren wieder verschwunden sind und die Mikroklimata sich wieder davon erholt haben.
Kaum hatten wir den Eingang zum Zion hinter uns, strahlten die müden Fotografenaugen wieder. Die Felsen und die Formen sind einzigartig, große Kiefern stehen auf den Felsen, erhaben und mächtig. Die Straße windet sich malerisch und Du musst aufpassen, dass Du trotz des Speedlimits nicht vor lauter umgucken den Hang hinunter fährst.
Ziel des Abends war der Zion Overlook. Von hier oben ergibt sich eine spektakulärere Übersicht in das Tal und die angrenzenden Felsen. Einem Adlerhorst gleich, den man aber erst einmal erklimmen will. Der Weg war für mein Empfinden reichlich beschwerlich, zumal man sich hier auf runden 1600m über dem Meeresspiegel befindet und mit dem schweren Kamerarucksack den Weg entlang eiert. Die Knochen Müde von den Anstrengungen der vergangenen Tage, den Jetlag noch im Nacken schnauften wir die runde halbe Stunde hoch zum Overlook. Doch als ich da oben war und die Ausrüstung an die Felsen stellte, war alles weg. Wortlos und atemlos mit nassem Rücken schweifte mein Blick in die Ferne. Flink zwei Sicherheitsshots einsacken, denn die tiefe Sonne verschwindet schnell und legt ihre warmen Strahlen auf die Gipfel am Rande. Ich muss mich jetzt einfach mal quer auf den Felsen legen, dazu ein wenig Musik auf die Ohren, zum dahin schmelzen. Doch relaxen ist nicht lange, die Sonne steht ja schon tief und das goldene Licht auf den Felsen wird nicht lange da sein. Ich schnalle die Mütze auf, die Kopfhörer darüber und fange an wie eine Bergziege die Felsen rechts vom Plateau abzulaufen, immer mit einer achtsamen Erinnerung an meinen Überlebenswille. Wenn Du hier ausrutschst bist Du weg. Geschmeidige 200 Meter tiefer wird man Deine Brösel aufsammeln, wenn überhaupt.
Wir haben Glück mit dem Wetter, wie bis dato auf der ganzen Tour. Die Dramaqueen zündet die Wolken an. Der Rückweg nach Kanab ähnelt einem Ausflug in den Zoo. Verdammt mutige Rehe fressen stur am Straßenrand, und das über viele Meilen lang.
Der Abend verschlägt uns in Kanab ins Nedra’s Too, ein Restaurant aus den späten Fünfzigern voller Fotos und Autogramme aller bekannter Westernidole. Mit einem Steak wie aus dem Bilderbuch, saftig, voller Röstaromen und gut gereift, beschließen wir den Abend.
Wir schlafen endlich mal aus, sieben Stunden Schlaf, ein Geschenk. Der folgende Trip wird anstrengend. Wir wollen zum Kanarra Creek wandern.
Nichts ahnend tuckern wir in Kanab los und schrauben uns die Straße zum Zion hoch. Der Schneefall wird stärker, die Straße ist zu geschneit. Au, wir haben ein Mietauto mit Allwetterreifen. Mir geht der A…. auf Grundeis. Die Traktionskontrolle rattert, links steht ein Pickup im Graben. Ich kämpfe mit mir und Michael redet auf mich ein wie auf einen störrischen Esel und beruhigt mich. Normal bin ich kein Angsthase, aber das war grenzwertig. Ich nutzte die einzigen Reifenspuren im Gegenverkehr die mir etwas Sicherheit vorgaukelten. Doch wir schafften es mit Geduld und einem zahmen Gasfuß den Pass hinauf zum Parkeingang.
Ab da easy going, je weiter wir in den Park einfuhren, desto mehr schaute der rote Asphalt wieder durch, geschafft! Unten am Watchman View war es fast 10 Grad warm und nullkommanull Schnee.
Michael lieh sich in Springdale noch Drypants und Wasserschuhe dazu aus. Ich bevorzugte die Bastelversion mit Mülltüten, Panzertape und Gamaschen.
Der Freeway führte uns dann nach Kanarra, wo bei 32°F der Eisregen plötzlich einsetzte. Wir schlitterten gerade noch so auf den Parkplatz am Waldrand. Die $10,- Parkgebühren entrichteten wir brav und machten uns winterfertig. Vor uns stieg eine Gruppe junger Mädels aus und fragte uns, ob wir auch da hin wandern wollten. Wir als Gentleman gaben den Damen Vorsprung.
Mit guten Wanderstöcken und dank Spikes unter den Stiefeln ging es ganz gut voran. Aber die Schlepperei auf dem Rücken lies uns zwei alte Säcke ganz schön schnaufen. Über Stock und Stein, Wurzeln und mitten durch das Bachbett liefen wir eine ganze Stunde da hinauf. Kurz vor dem Erreichen des kleinen Wasserfalls kamen uns die Mädels wieder entgegen, mit einer Leichtigkeit und einem entspannten Gelächter. Wir waren fertig, die Gruppe allerdings war schon auf dem Rückweg und das mit Jeans und leichten Übergangsstiefeln ( Übergangssachen haben die Frauen ja so gerne an ).
Die Becherchen an den Beinen gingen bis zum Knöchel und auf meine Frage, ob sie den keine kalten Füße hätten weil das Wasser da oben rein läuft lachten Sie nur fröhlich “we are Hiker”. Michael und ich lachten uns tot, auch über die Blamage wie wir da als übertechnisiert unterwegs sind.
In der Schlucht endlich angekommen ragten mächtige Felswände an uns empor. In der kleinen Pfanne, in der der mit Stufen beplankte Baumstamm steht klatschten wir uns ab, yes, we did it! Eine knappe Stunde lang füllten wir die Speicherkarten und begaben uns auf den Rückweg zum Auto. Michaels Füße waren trotz der Wasserhose und der passenden Schuhen eiskalt, ich hate in meinem Kamik mollig warm. Die Zeit war knapp, wir wollten die Pink Coral Sand Dunes noch im späten Licht haben.Die Wanderung hat uns mehr Zeit gekostet als gedacht.
An Essen war nicht zu denken und ich füllte die Kohlehydratspeicher währen der Fahrt wieder mit Studentenfutter aus der Mittelkonsole auf und mit einer Mischung aus Red Bull und Cola.
Relativ pünktlich schafften wir es an die Dünen. Leider war auch hier alles brauchbare mit Fußspuren übersät. Ich suchte mir auf einer Düne einen brauchbaren Standpunkt und wartete nur noch auf das Licht, das dann kommen sollte. Und im Finale des Tages blinzelte die Sonne durch ein zweifingerbreites Loch am Horizont auf den apricotfarbenen Sand. Das Zeitfenster für gute Fotos war circa 10 Minuten. Da musste es schnell gehen. Aufbauen, einstellen, auslösen, Rucksack schultern und dabei gleich wieder aus dem Augenwinkel das nächste Motiv erspähen. Nach dem die Sonne uns glücklich gemacht hatte und hinter dem Horizont verschwand, setzt das Geheul einer Gruppe Coyoten in der Ferne ein, ein schönes Erlebnis. Tief in mir drin ist das abgespeichert.
Michael war schon am Auto, da änderte sich das Licht rapide. Blau und doch gleichzeitig mit einem Glanz auf den Dünen und sanften Schatten. Ich war ebenfalls kurz vor dem Parkplatz, doch ich konnte das nicht an mir vorbei ziehen lassen. Schnell Raik, irgendwo muss doch ein Motiv zu finden sein. Büsche sind ja soooo dankbar 😉
Die Geschichte geht weiter…
Reisebericht Teil 3
Reinhard Müller Februar 6, 2017 - 7:25pm
Gratulation Raik, für diese Bilder haben sich doch alle Strapatzen rentiert – einfach nur excellent !
Raik Februar 7, 2017 - 5:13pm
Lieber Reinhard,
herzlichen Dank für Dein Lob, es freut mich, wenn Dir die Bilder und Geschichten dazu gefallen.
Liebe Grüße