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FARBENRAUSCH – ERSTELLEN EINES KAMERA FARBPROFILS

ERSTELLEN EINES KAMERA FARBPROFILS x-rite Namibia

Puh werden einige sagen, jetzt wird es aber trocken. Jetzt fängt der Fotograf an Pixel zu zählen. Aber mitnichten ist es mein Plan, euch mit trockener Theorie die Lust am Lesen dieses Beitrages zu nehmen.

Immer wieder hört und liest man, das Marke A etwas kühler, Marke B etwas wärmer und Marke C die Farben etwas flauer darstellt. Hinzu kommt noch, das jeder RAW-Konverter nun versuchen muss, die Dateien dieser Unmengen an Kameramodellen irgendwie zu interpretieren.

Seit ich mit meiner K-1 MK2, mit diesem wunderbaren Werkzeug, meine Fotos auf den Sensor banne, zweifle ich oft an derer Farbdarstellung. Mir sind die Farben gelegentlich zu kühl, ich möchte ab und zu von einem leichten Grünstich sprechen. Alle Versuche in dem Post Processing die Farben wieder über den Weißabgleich und die Tonung hinzubekommen, sind gescheitert. Was macht man, wenn man zweifelt, wenn man hinterfragt? Genau, man schaut, wie es anders gehen kann. Und so hat mich die Filmreihe von meinem Freund Serdar und Christian Ohlig von Eizo Colour Class Lofoten neugierig gemacht.

Ein paar Youtube Videos später habe ich mich dann entschieden, meiner Kamera mal etwas Farbe beizubringen. Ich habe mir also einen X-Rite ColorChecker bestellt. Viele glauben oft, dass wir Fotografen alles gestellt bekommen. Nein, ich habe diesen bei Calumet bestellt und natürlich auch bezahlt.

Wie das ganze nun mit der Profilerstellung funktioniert, möchte ich hier nicht weiter vertiefen, dazu gibt es zahllose Videos im Netz zu finden.

Sinn und Zweck ist es nun, bei jeder Lichtsituation für jedes Objektiv ein eigenes Profil zu erstellen. Auch Objektive sind unterschiedlich in ihrer Farbcharackteristik wie es auch Kamerasensoren sind. Ich kann zum Beispiel von meiner Canon 5DMK2 berichten, dass ich in Lightroom immer die Rot- und Gelbtöne etwas entsättigt hatte, da mir die 5D etwas zu warm dargestellt hatte. Da Objektive oft mit sogenannten CA´s kämpfen, haben diese Farbsäume auch objektivspezifische Farben. So konnte ich bei der Kalibrierung feststellen, dass die CA´s nach Anwendung des erzeugten Kameraprofils verstärkt wurden, aber durch Entfernung selbiger in LR waren sie dann aber auch wieder weg.

Die Farbkaros auf der Karte sind Volltonfarben und keine Mischfarben. Diese reflektieren dann das darauf fallende Licht entsprechend korrekt. Die grauen Felder zum Weißabgleich interessieren mich weniger, da ein Weißabgleich in der Bearbeitung mit der Pipette auf diese neutralen Felder eben genau die gewollte Farbstimmung neutralisiert, damit das Grau eben Grau ist und nicht gelblich.

Den ColorChecker habe ich in den Schatten gestellt und abfotografiert. Das Farbprofil entspricht so einem Motiv im Schatten bei Vormittagslicht.

Im Vergleich ist auf der linken Seite das Kameraprofil sichtbar, welches von Pentax mitgeliefert wird und „Eingebettet“ heißt. Adobe´s Camera RAW 7.1 liefert aktuell für Lightroom CC 7.2  kein eigenes Kameraprofil für die Pentax K-1 MK2 mit . Die bekannten wären da zum Beispiel Adobe Standard etc. Jedoch bringt erst ein Update auf Lightroom 7.3 die alt bekannten Adobe Profile wieder zum Vorschein.

Auf der rechten Seite des Vergleichs ist immer das Kameraprofil sichtbar, welches eigens für diese Lichtsituation erstellt wurde.

Für diesen Sonnenaufgang habe ich den ColorChecker also so ausgerichtet, dass das frühe Sonnenlicht direkt auf die Farbtafeln scheint.

Der Vergleich beider Aufnahmen, der linken mit dem Pentax Profil und der rechten mit dem dafür erstellten Farbrofil zeigt, dass gerade der Busch links im Bild und die angestrahlten Felsen am Boden ein enormes Leuchten in den Gelbtönen erhalten. Der Farbbereich oberhalb des Horizonts ist stimmig und der Himmel bekommt seine natürliche Farbe zurück, anstatt in einem matschigen beige-creme zu versinken. Die Felsen im unteren Bildviertel sehen natürlich aus, so, wie sie auch in Wirklichkeit dort aussehen. Alle Fotos wurden mit der selben Farbtemperatur entwickelt.

Dieser Teleshot zeigt den Himmel genau eine Stunde vor Sonnenaufgang im Hochsommer. Links eingebettet, rechts profiliert.

Dieser Vergleich vom selben Motiv zeigt links das eingebettete Profil und rechts das Profil Adobe Standard.

Der Sommerhimmel am Abend, links eingebettet, rechts profiliert.

Im Moment bin ich viel unterwegs, um die verschiedensten Lichtstimmungen mit dem ColorChecker zu fotografieren. Wie ihr in der Liste der Profile sicherlich erkannt habt, stehen da noch weitere Kameraprofile drin. Die Huelight Pofile fand ich an der K-1 schon passend, an der K-1 MK2 sind mir diese zu blau abgestimmt.

Xrite ColorChecker Kamerakalibrierung

Für jede Lichtsituation habe ich ein eigenes Kameraprofil erstellt. Es ist eine Menge Arbeit, die Profile zu erstellen, zu probieren und je nach Situation zu benennen. Gestern Abend zum Beispiel habe ich mich auf die Terrasse gesetzt, bei dem selben Licht wie am Tag zuvor, an dem ich das passende Profil erstellte, und habe das Ergebnis am Monitor mit dem Licht am Himmel verglichen und noch ein wenig Feintuning hinsichtlich der Sättigung im Blaukanal betrieben. Letztendlich ist der ganze Aufwand doch dazu da, dass meine Kamera genau das Aufzeichnet und wiedergibt, was ich vor Ort gesehen habe. Es nützt mir nichts zu behaupten, die Farben in jenem Bild waren zu 100% so, wie ich sie hier habe, wenn ich mir nicht sicher bin, dass es auch wirklich so ist.

Gerade bei dieser Gewitterlage kommt nach der Kalibrierung das schöne Leuchten der Kastanienblüten wieder zum Vorschein.

Natürlich müsste ich ich in letzter Konsequenz noch ein farbechten, hardwarekalibrierten Monitor nutzen und das Umgebungslicht bzw dessen Farbtemperatur an den Weißpunkt des Monitors anpassen. Da das Retina-Display meines allumfassenden Fotoworkflows am MacBook aber relativ solide darstellt und ich nur am MacBook arbeite, das dann noch an unterschiedlichen Stellen, bin ich dazu noch nicht bereit.

Final möchte ich noch diesen Vergleich bemühen, der die Sanddünen der Namib zeigt.

Irgendwie war ich beim Sortieren und Entwickeln meiner Fotos aus Namibia immer am zweifeln, ob ich den Weißabgleich so richtig habe, da ich die Farben irgendwie anders in Erinnerung hatte. Natürlich hätte ich korrekter Weise den ColorChecker bei diesem Motiv einsetzen müssen, aber ich hatte ihn schlicht noch nicht. Von daher habe ich dieses Bild mit einem Farbprofil einer vergleichbaren Uhrzeit bzw. eines vergleichbaren Sonnenstandes hier aus Deutschland verglichen und plötzlich kam das Erwachen, ja, so waren die Farben im Sand, ja so blau war der Himmel weil die Luft extrem trocken und klar war.

Schaut euch einfach mal das Leuchten im Sand gerade im Bildhintergrund an. Die Schatten treten deutlich hervor, in der linken Bildecke stahlt der Sand und das ganze Bild wirkt, als würde man es von einem Schleier befreien.

Einen kleinen Nachteil hat das Kalibrieren der Farben aber. Bei genauerem Hinsehen habe ich festgestellt, dass gerade die blauen Töne durch das Pushen mehr an Farbrauschen bekommen. Das lässt sich relativ gut in den Griff bekommen, da die genannten Töne oft im Himmel zu finden sind. Dieser ist in der Regel mit wenig feinen Strukturen behaftet, so dass eine stärkere Reduzierung des Farbrauschens nicht weiter schlimm ist.

Hier zum Schluss nun noch zwei Fotos von der Ostsee aus Zingst:

Abschließen bleibt mir noch zu sagen, dass Farben aus meiner Sicht oft Geschmackssache sind. Es muss also nicht bedeuten, dass eure Fotos nach einer Kalibrierung wesentlich besser aussehen. Es ist eine Frage, wie der Sensor und die Software eurer Kamera die Farben darstellen. Im direkten Vergleich habe ich bei der 5DMK2 weniger signifikante Veränderungen bei der Farbdarstellung, nach entsprechendem Einsatz eines dafür aufgenommenen Farbprofils, festgestellt.

3 Comments

  • Andreas April 3, 2019 - 6:40pm

    Hallo

    Danke für diesen sehr guten Artikel, der meine Empfindungen hinsichtlich der Farbdarstellungen der K1 bestätigt. Du hast Dir sehr viel Arbeit gemacht, um die Theorie auch mit Fotos in die Praxis umzusetzen. Dadurch sind deine Beispiele sehr gut nachzuvollziehen.

    Besteht die Möglichkeit deine erzeugten Profile zu erwerben?

    Viele Grüße
    Andreas

    Antworten

    • Raik April 4, 2019 - 7:46am

      Hallo Andreas,

      danke für Deine Worte. Ich versucha aktuelle an die angespeicherten Profil ranzukommen. Aber unter Mac OS High Sierra ist es mir nicht möglich, die Profile zu finden geschweige denn zu extrahieren. In Lightroom sind sie aktiv.

      Antworten

  • Michael August 2, 2018 - 6:15pm

    Danke für den Bericht, Raik! Das ist eine sehr spannende und interessante Thematik. Ich kenne die Kamerakalibrierung vor allem aus der Studiofotografie, eben um mit unterschiedlichen Kameras (unterschiedlich auch innerhalb einer Serie) eine einheitliche und verlässliche Farbwiedergabe zu erreichen. Gerade in der Landschaftsfotografie, mit den sehr rasch wechselnden Lichtsituationen ist das sicher herausfordernd. Ich bin mir auch nicht sicher, in wie weit sich hier bestimmte „Standard-Lichtsituationen“ zuverlässig erfassen lassen. Bei den Beispielen in Deinem Bericht, wo Du den Color-Checker dabei hattest, überzeugt mich das kalibrierte Bild im vergleich zum eingebetteten Profil ohne jede Diskussion. Punkt. Bei den Aufnahmen aus Zingst ist das Gegenteil der Fall. Hier erscheint mir das angewandte Profil (das wahrscheinlich von einer anderen Lichtsituation stammt) zu gelb/grün. Das eingebettete wirkt in diesem Fall für meinen Geschmack deutlich stimmiger.
    Danke dass Du Dir die Arbeit mit dem Vergleich gemacht hast. Ich bin mir sicher, Du bleibst da dran und optimierst das für Dich!

    Antworten


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