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BILDENTSTEHUNG UND AUSWAHL AUS EINER SERIE

Benijo Teneriffa

Wenn ich mich in den unendlichen Tiefen des Internets auf die Suche nach Inspirationsquellen begebe, finde ich alle Qualitätsschichten von Landschaftsfotos. Gute und schlechte, bunte und laute Bilder, leise und ruhige. 

Gerade am Anfangsstadium meiner Fotografischen Arbeit war mir wichtig, so viel wie möglich zu lernen, aufzusaugen und meine Skills weiter nach vorn zu bringen. Auch nach vielen Jahren hinter der Kamera möchte ich mich verbessern und dazuzulernen. Für mich ist dabei die Analyse meiner eigenen Fotografie essentiell wichtig. Denn ich gehe in erster Linie für mich fotografieren. Die dabei entstehenden Fotos sind meine eigenen Erinnerungen an eine Stimmung, an mein Befinden, an einen wunderschönen Ort, an magisches Licht oder eben an Gegebenheiten und Umstände. Ich konserviere das Erlebte für mich. Meine Bilder müssen in erster Linie mir gefallen. Niemandem bin ich Rechenschaft schuldig über eine gewählte Komposition, über die Entscheidung, eine Langzeitbelichtung zu favorisieren.

Tejita Teneriffa
Tejita Teneriffa – Langtzeitbelichtung

Ich fotografiere was mir gefällt, nicht was auf Insta viele Likes bekommt, weil es einem Hype folgt oder einer gewissen modernen Stilistik entspricht.

Doch warum habe ich mich am Ende für ein bestimmtes Bild einer Serie entschieden? Wie sieht der Rest der entstandenen Fotos aus?

All das werde ich in diesem Artikel detailliert beschreiben.

Teneriffa ist für mich eine grandiose Insel. Die fotografischen Möglichkeiten sind unfassbar groß. Jedes Mal wenn ich am Strand von Benijo im Norden der Insel bin, fesselt mich die brachiale Naturgewalt. Wellen donnern gegen die Felsen und fräsen über Jahrtausende aus dem harten Basalt ikonische Formationen.

Diese Naturschönheit gilt es für mich, im Kontext mit dem glänzenden Lavasand und dem jeweiligen Licht, in ein Bild des Tages zu bringen. Ich laufe den Strand entlang und beobachte dabei die Rhythmik der anlaufenden Wellen, suche nach würdigen Motiven und Bildvordergründen.

Der Sand und die sich in ihm befindlichen Felsen sehen jedes Mal anders aus und hängen vom aktuellen Wasserstand und der Dünung des Atlantiks ab.

Meine Komposition habe ich gefunden und mein Stativ tief in den weichen Sand gedrückt. In der Hosentasche habe ich zusätzlich ein Mikrofasertuch und Reinigungsflüssigkeit. Denn das Spray des Atlantiks und die Wassertropfen sind auf den Filtern unausweichlich.

BILD 1

Es ist das “Einstellbild”. Die Komposition ist gesetzt, Schärfe und Belichtung sind eingestellt.

EXIF-DATEN:

ISO 100, f/11, 1/20, 24mm

Einstellbelichtung

> Der nasse, schwarze Sand glänzt und die Wolken spiegeln sich in ihm. Diese Aufnahme ist die Basis für alle folgenden kreativen Ansätze wie Langzeitbelichtung oder “Spaghettiwasser”.


BILD 2

Eine Langzeitbelichtung ist der Plan, um die unruhigen Wellen im Hintergrund zu besänftigen und das Bild visuell zu beruhigen. Ein ND 3.0 verlängert die Belichtungszeit entsprechend. Am Ende der Langzeitbelichtung von 60 Sekunden laufen Wellen über den Sand und umspülen das Stativ. 

60 Sekunden sind fast zu lang

> Für meinen Geschmack ist der nasse Sand zu “blingbling” Er scheint wie eine Hochglanz lackiere Oberfläche. Trotz der Spiegelungen der Wolken im Sand ist mir das Bild zu gesprächig, zu laut und zu kalt.


BILD 3

Selbe Einstellungen wie im Bild 2, die Belichtungszeit liegt bei 40 Sekunden, der Sand bleibt somit “clean”. 

Benijo Teneriffa
Meine Auswahl ist gefallen.

> Meine Entscheidung ist für dieses Bild gefallen, weil ich die kleinen verbleibenden Pools um den Felsen im Sand mag und die Strukturen im Sand den Vordergrund mit interessanter Struktur füllen.

Im nassen Sand spiegeln sich die Zacken der dunklen Felsen.


BILD 4

Ebenfalls die selbe Idee und die Einstellungen aus Bild 2 waren die Basis.

leider unten etwas angeschnitten

> Der kleine Pool unten am Bildrand ist angeschnitten, sonst ist das Bild verdächtig, Platz 1 meiner Wahl zu werden. Leider ist es so nicht ganz perfekt.


BILD 5

Der starke ND-Filter wurde entfernt, ein Polfilter integriert und die Belichtungszeit in einen Bereich zu bringen, welcher die Strukturen im Wasser darstellbar macht. Dabei warte ich, bis die anlaufende Welle um den Felsen im VG spült.

Spaghettiwasser läuft um den Felsen herum

> Irgendwie nicht perfekt genug, der schwarze Sand im VG ist schön ausbalanciert. Die Wellen im Mittelgrund haben eine schöne, weiche Textur.

Doch all das zündet nicht so richtig bei mir emotional.


BILD 6

Auch hier hatte ich eine Verschlusszeit von 0.3 Sekunden als Basis gewählt, wie in Bild 5.

zu viel Wasser im Vordergrund

> Es ist in Summe zu viel Wasser im Vordergrund, die Fließrichtung am unteren Bildrand finde ich sehr schön. Doch der Mittelgrund ist für meinen Geschmack zu leer.


BILD 7

Selbe Einstellungen wie in Bild 5 und 6. Die Idee, Wasser mit Streifen darzustellen funktioniert je nach Geschwindigkeit und Intensität des Wassers.

Benijo Teneriffa
Perfekte Welle im Bildvordergrund

> Mein Favorit und Platz 1B meiner Bildwahl. Um den Felsen im VG bildet sich eine ovale Welle, welche den Felsen “trägt”.

Die Streifen im Wasser am unteren Bildrand führen den Betrachter zum Felsen. Die Wellen im Mittelgrund haben eine ausgewogene Anordnung und Textur. Die linke Bildecke ist durch Wasserstruktur mit Inhalt gefüllt, ohne abzulenken. Im ganzen ist diese Gesamtkomposition für mich extrem ausbalanciert. 


Meine Wahl fiel unter anderem auf Bild 3, weil es unter allen das Eleganteste ist. Die in der Komposition enthaltenen Bildelemente sind die Grundelemente aller Bilder. Aber es ist am saubersten, am ruhigsten, es ist leise, nicht wild und laut und nach meiner Devise: keep it simple.

Ich mag es mir am längsten ansehen, ohne dass es beginnt mich zu nerven. Es erdet mich, beruhigt mich und lässt mich glücklich zurück.

Und damit schließt sich der Kreis, es ist mein Bild, mein Geschmack und meine Sicht der Dinge.

2 Comments

  • Rolf Schnepp Dezember 23, 2022 - 11:37am

    Hallo Raik,

    interessant, wie Du Deine Auswahl triffst!
    Bei jedem Satz habe ich mich selbst zustimmend nicken gesehen
    Teneriffa mag ich auch sehr!!!

    Antworten

    • Raik Dezember 23, 2022 - 12:32pm

      Hallo Rolf,

      ich freue mich, dass Du die Zeit hattest, das zu lesen 🙂
      Dir schöne Weihnachten,

      Liebe Grüße
      Raik

      Antworten


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