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BILDENTSTEHUNG | HINTERGRÜNDE ZUR TECHNIK | CORNWALL BOTALLACK

Botallack Mine Cornwall

In vielen vergangenen Workshops tauchte immer wieder eine Frage meiner Teilnehmer auf, wie finde ich ein Motiv. Wie finde ich ein spannenden Bildaufbau, wie arrangiere ich all das was ich hier sehe zu einem Bild, welches mir auch erklärbar nachhaltig gefällt.  Das hat mich dazu veranlasst, eine Reihe über einige meiner Fotos zu erstellen. Bereits in Teil 1 über Teneriffa erzähle ich, wie die Fotos entstehen und warum ich das Bild genau so gemacht habe.

BILDKOMPOSITION GRUNDLAGEN

Das Gefühl für einen spannenden Bildaufbau fällt nicht vom Himmel, ich habe das nicht in die Wiege gelegt bekommen sondern mühevoll erarbeitet.

Mir hat anfangs viel geholfen, dass ich mir so viele gute Fotos wie möglich angesehen habe und was mir sehr gut gefallen hatte, abgespeichert habe.

Das führte dazu, wenn ich dann on Location war und ein Motiv fand, ich mich an das Gesehene zuvor erinnerte, teils unbewusst, teils bewusst. Ich versuchte das abgespeicherte dann anzuwenden. Es stellt sich natürlich richtigerweise die Frage, ob das kopieren ist. Vielleicht ist es zum Teil eine Kopie dessen zu erstellen, was man bereits gesehen hat. Aber mit der Zeit kommt die eigene Sichtweise dazu, es entwickelt sich ein eigener Geschmack, Vorlieben und Gewohnheiten. Ist einmal das Sehen eines Fotospots und Erkennen in Fleisch und Blut übergegangen, entwickelt sich Kreativität. Denn, so meine Sichtweise, kämpft man nicht mehr verkrampft mit dem Arrangieren und Probieren, man sieht plötzlich viel mehr. Mehr Details, mehr Linien, mehr Strukturen und kann all das in sein eigenes Bild einbauen.

Botallack Mines © Raik Krotofil
Botallack Mines © Raik Krotofil

Botallack Mines

Wie in diesem Bild aus Cornwall ersichtlich, habe ich das für diesen Fotospot typische Merkmal (die alten Minengebäude von Botallack) nahe dem Schnittpunkt der linken und oberen Linien platziert. Das späte Licht des Abends kommt von links und leuchtet auf die Küstenlinie. Tiefe Sonnenstände bringen Plastizität. Die Schatten formen die Landschaft dreidimensional.

Bögen von Bergen und Linien setze ich penibel in eine Bildecke, wie oben rechts die Bergkante. Die dort beginnende, diagonale Teilung des Bildes führt nach links unten an den Felsen entlang in die linke Bildecke.

Die Auswahl der extrem weitwinkeligen Brennweite von 15 mm am Kleinbild erzählt viel über die Landschaft. Die Wahl der Belichtungszeit von 50 Sekunden bringt für mich Ruhe ins Bild. Die Wolken werden weich und die Struktur dieser löst sich auf. Die Schaumkronen auf den Wellen werden durch eine Langzeitbelichtung zu hellen Streifen geformt.

Botallack Mines
Botallack Mines © Raik Krotofil

Ein engerer Bildschnitt mit 38 mm Brennweite und das Hochformat blenden die umliegende Landschaft aus. Die Minengebäude erscheinen dadurch größer und dominanter, die Wirkung des Lichts auf den Felsen ist deutlicher zu erkennen, die Streifen der Brandung sind wesentlicher Bestandteil des Bildes.

Position an der Klippe und Kamerasetup.

Dieser Fotospot bietet zahlreiche Möglichkeiten. Egal ob am späten Nachmittag, bei bedecktem Himmel oder mit Sternenhimmel und Mondlicht. Solche Locations sind ideal, um an ihnen einen kompletten Abend zu verbringen und alle Motivsituationen in aller Ruhe zu erkennen und für sich in eigener Bildsprache zu fotografieren.

Wenn Ihr nun Lust verspürt, Botallack Mines und die Küste Cornwalls mit mir gemeinsam zu fotografieren, dann empfehle ich Euch meine Fotoreisen.

3 Comments

  • Matthias Januar 7, 2021 - 9:34pm

    Hi Raik,
    ich finde deinen blog super, die Fotos faszinieren mich sowieso 🙂
    Die Serie über den Bildaufbau ist sehr interessant.
    Ich fände noch spannend wie Du letztlich zu diesen schönen, leuchtenden Farben kommst. Bei mir kommen die Farben erst mal so aus der Kamera raus wie auf deinem Foto mit dem gezeigten Kamera-set-up. Auch die Nachbearbeitung in Ligthroom hat mich noch nicht dorthin gebracht wo ich hin will. Wobei ich vermute, dass das Thema halb bei der Aufnahme und halb in der Nachbearbeitung liegt. In der Literatur finde ich da nicht viel darüber (außer übertrieben gesagt mit dem Weißabgleich herumspielen.)
    Vielleicht wäre das auch ein Thema das für den blog interessant wäre. Für mich jedenfalls .-)
    Danke jedenfalls für die tolle Seite – und wenn Reisen wieder leichter ist und es auch die Familie erlaubt steht ein workshop bei dir ganz oben auf meiner Liste der “to do’s” 🙂
    Liebe Grüße aus Wien, Matthias

    Antworten

    • Raik Januar 8, 2021 - 8:15am

      Hallo Matthias,
      lieben Dank für Deine Worte! Es freut mich, wenn ich Resonanz auf meine Artikel bekomme, denn oft frage ich mich, liest das überhaupt einer?
      Deshalb antworte ich Dir auch sehr gerne ausführlich.
      Nun ist die Grundlage für richtig belichtetet Fotos das Arbeiten nach dem Histogramm. Sprich ich belichte Fotos wie dieses immer nach der ETTR Methode.
      Das bedeutet, Weiss im Bild vermeiden, Schwarz im Bild vermeiden. Histogramm also nach rechts schieben, ohne zu einer Überbelichtung zu kommen. Somit wird den Farben im Histogramm ein Maximun am Platz gegeben.
      In Lightroom sieht das Bild dann, da ja Weiss und Schwarz fehlen, relativ saftlos und flau aus.
      Dort braucht es dann eine Tonwertkorrektur in der Art, dass ich die Lichter runterdrehe, die Schatten anheben und über den Schwarz- und Weissregler dann dem Bild einen Schwarz- und Weisspunkt gebe. Das ist das Geheimnis. Der Rest in etwas anheben der Klarheit, ich spreche von Werten von maximal +10 und hinzufügen von Kontrast.
      Grundsätzlich ist mein Worklflow die Entwicklung des RAW in Lightroom, wie oben genannt. Danach finalisiere ich das Bild in Photoshop.
      Aber ich mache kein Vodoo oder Pushe Farben. Ich rekonstruiere theoretisch das RAW und arbeite selektiv mit Helligkeitskorrekturen und Kontrastanpassung.
      Alles in Allem, maiximal 15 Minuten pro Bild.
      Ich hoffe, das hilft Dir weiter und ich freue mich, Dich kennenzulernen 😉
      LG
      Raik

      Antworten

      • Matthias Januar 29, 2021 - 8:04am

        Hi Raik,

        vielen lieben Dank für Deine ausführliche Antwort und Hilfestellung!
        Die Kunst liegt natürlich im Detail der Anwendung, wenn auch das Werkzeug simpel ist. Das macht eben den Profi aus 🙂 Wie bei einem Maurer und der Maurerkelle.
        Einstweilen ich über deine Tipps weiter nachdenke inspirieren mich Deine Bilder – speziell während diesen andauernden Lockdown- Phasen. Ein Fenster in die Welt hinaus.
        Nochmals vielen liebn Dank und Grüße aus Wien, auf bald
        Matthias


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